15.07.2020

Warum Sie Sommerreifen und Winterreifen niemals gemischt benutzen sollten

In Deutschland gibt es keine generelle Pflicht für Sommer- oder Winterbereifung, sondern lediglich eine situative Winterreifenpflicht. Das heißt, dass bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte“ (§ 2 Absatz 3a StVO) nur mit der entsprechenden Winterbereifung gefahren werden darf. Prinzipiell ist damit also, unter bestimmten Bedingungen, die Bereifung mit beiden Reifentypen das ganze Jahr über erlaubt. Das heißt auch, dass Sie Winter- und Sommerreifen gemischt benutzen können, ohne damit gegen die StVO zu verstoßen – doch vernünftig ist es damit noch nicht. Wir sagen Ihnen warum.

Winterreifen vorne, Sommerreifen hinten
Manche Autofahrer beschließen in der Annahme, clever zu sein, und aus Kostengründen, nur zwei anstatt vier Winterreifen anzuschaffen. Diese Reifen werden dann auf der Antriebsachse montiert. Oder umgekehrt: Ist der Winter vorbei, werden nur auf der Antriebsachse die Sommerreifen wieder aufgezogen, die beiden andere Winterreifen bleiben.

Doch eine Mischung aus Sommer- und Winterreifen kann zu gefährlichen Situationen führen. Denn Sommer- und Winterreifen haben unterschiedliche Eigenschaften. Sie sind speziell für die jeweiligen Straßenverhältnisse im Sommer bzw. Winter konzipiert. Großen Einfluss haben dabei die Asphalt- und Lufttemperatur.

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Bremsweg mit Winterreifen im Sommer
Bei Temperaturen über 7 Grad Celsius verringert sich die Leistung herkömmlicher Winterreifen erheblich. Das Gleiche gilt für Sommerreifen bei unter 7 Grad Celsius. In erster Linie bieten die Reifen dann viel weniger Grip. Das kann nicht nur in Kurven zu unangenehmen Überraschungen führen, sondern verlängert auch den Bremsweg. Zum Vergleich: Bei einer Temperatur von 15 Grad Celsius und einer Geschwindigkeit von 50 km/h schafft es ein Fahrzeug mit Sommerreifen auf trockener Straße innerhalb von 12 Metern zum Stillstand zu kommen. Mit Winterreifen braucht das Fahrzeug unter denselben Bedingungen etwa 15 Meter. Je höher die Temperatur, desto größer der Unterschied beim Bremsweg.

Außerdem wurde die Bremskraft der Vorder- und Hinterräder vom Fahrzeughersteller präzise eingestellt, für ein sicheres und stabiles Fahrverhalten beim Bremsvorgang. Wenn nun die Sommerreifen auf der Hinterachse deutlich mehr Grip bieten als die Winterreifen vorn, bremsen die Hinterräder stärker als die Vorderräder, was nicht im Sinne des Erfinders ist. Die Stabilität des Fahrzeugs kann so ernsthaft beeinträchtigt werden, was entsprechende Konsequenzen hat.

Insbesondere bei Fahrzeugen mit Vorderradantrieb, die von Haus aus untersteuern, ist die Elektronik nicht auf das Wegrutschen der Hinterräder berechnet

Verbrauch Winterreifen und Sommerreifen
Auch das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) eines Fahrzeugs ist präzise auf den Fahrzeugtyp abgestimmt. Insbesondere bei Fahrzeugen mit Vorderradantrieb, die von Haus aus untersteuern, ist die Elektronik nicht auf das Wegrutschen der Hinterräder berechnet. Wenn bei winterlichen Straßenverhältnissen nur auf der Vorderachse Winterreifen aufgezogen sind und die Sommerreifen auf der hinteren Achse viel weniger Grip bieten, kann dies unerwartetes und unkontrollierbares Fahrverhalten des Autos zur Folge haben.

Und dann ist da noch der Kraftstoffverbrauch des Autos. Bei Temperaturen über 7 Grad Celsius haben Winterreifen deutlich mehr Rollwiderstand als Sommerreifen. Abgesehen vom übermäßigen Verschleiß sorgen Winterreifen bei warmen Temperaturen also auch für einen höheren Kraftstoffverbrauch.

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Sommerreifen und Winterreifen gemischt TÜV
Trotz all der Nachteile sowie dem erhöhten Unfallrisiko ist es in Deutschland nicht verboten, Sommer- und Winterreifen zu mischen. Sie fallen damit auch nicht durch die TÜV-Hauptuntersuchung, solange alle Reifen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, wie Mindestprofiltiefe oder dieselbe Reifengröße links und rechts. So mancher Autobesitzer tauscht deshalb vor der HU schnell zwei abgefahrene Sommerreifen gegen zwei Winterreifen, die noch in der Garage liegen und die dann einfach länger gefahren werden. Das ist alles andere als vernünftig. Dann besser keine Winterreifen als zwei Winterreifen.

Summerreifen

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